Hauptmenü:
8. Münchner Klinik
Seminar am 7. u. 8. Februar 2007
Krankenhäuser auf der
Überholspur -
durch kreatives Prozessmanagement und mit neuen ambulanten Angeboten
Zusammenfassung und
Schlussfolgerungen
Anton J. Schmidt, Vorstandsvorsitzender des BV Medizintechnologie
(BVMed) e.V., Berlin und Vorsitzender der Geschäftsführung,
Ethicon GmbH, Norderstedt
Die Konzentration bzw. Spezialisierung
der Krankenhäuser nimmt weiter zu.
Die Voraussetzungen für den Erfolg der Krankenhäuser
haben sich sowohl durch den enormen Kostendruck der letzten Jahre
und die Wandlung der Marktstrukturen stark verändert und
auch das WSG wirft bereits seinen Schatten voraus. Der Schlüssel
zum Erfolg liegt zukünftig im wesentlichen in der Flexibilität,
Strukturen nach Bedarf anzupassen, sich auf Kernkompetenzen zu
konzentrieren und den Leistungskatalog an die regionalen Bedingungen
sowie die Erlösmaximierung anzupassen. Kreative Beispiele
zeigen, dass "Lean Management" Ideen aus der Industrie
auch in den Krankenhäusern helfen können, Strukturen
zu verbessern und neben Kosteneinsparungen die Abläufe für
Patienten zu verbessern und den Aufenthalt in einem Krankenhaus
erträglicher zu machen.
o Die Frage,
die sich die Healthcare-Industrie in diesem Zusammenhang stellen
muss, ist ob sie die Strategieplanung der Krankenhäuser
in ausreichendem
Maße kennt und wie schnell sie sich auf diese Veränderungen
einstellen
kann.
Trägerstrukturen verändern
sich, private Krankenhausbetreiber wachsen.
Viele Beispiele sowohl in Vorträgen als auch in der Diskussion
zeigen, dass die privaten Betreiber von Krankenhäusern flexibler
auf die Veränderungen im Markt reagieren als es traditionelle
Trägerstrukturen tun. Das Wachstum in diesem Bereich ist
massiv und öffentliche Träger müssen auf den Zug
der Veränderung aufspringen, wenn sie nicht zurückbleiben
wollen. Die Krankenhäuser der Zukunft haben andere Träger
und Strukturen und sind möglicherweise nicht diejenigen,
die bisher als die wichtigsten Krankenhäuser im Markt definiert
wurden.
o Kennt die Industrie
die "Krankenhäuser der Zukunft"?
Krankenhäuser müssen
neben der Reduktion der Ausgaben vor allem die Einnahmen steigern.
Die sektoren-übergreifende integrierte Versorgung ist auch
zukünftig eine Möglichkeit, gleichzeitig Kosten zu
reduzieren, Qualität zu steigern und Einnahmen zu sichern.
Zukünftig müssen Krankenhäuser nicht nur darauf
achten, ihre Ausgaben niedrig zu halten, sondern müssen
sich Gedanken machen, wie sie ihre Einnahmen steigern können,
um neben der positiven Erlössituation auch innovative Leistungen
für die Patienten anbieten zu können. Die integrierte
Versorgung ist eine attraktive Möglichkeit, mit Partnern
aus Industrie und Kostenträgern gemeinsam innovative Angebote
zumachen, die sie nicht nur wettbewerbsfähig machen, sondern
gleichzeitig die Budgetsituation verbessern. Die Kompetenz der
Industrie ist hier klar gefordert, wenn sie als Partner bestehen
will.
o Ist die Healthcare
Industrie vorbereitet, Komplettlösungen zu liefern?
o (Ambulante
Leistungen, MVZ-sektorübergreifend?)
Die Ressourcenknappheit erfordert
auf der Finanzierungsseite neue Lösungsangebote, die im
Dreieck Krankenhaus / Industrie / Krankenkassen gefunden werden
müssen.
Da die Finanzierung innovativer Leistungen innovative Konzepte
benötigt, ist Kompetenz bei der Konzeption der Finanzierungsangebote
notwendig. Sowohl die Krankenhäuser als auch die Industrie
müssen sich Gedanken machen, wer als strategischer Partner
diese Kompetenz mitbringen kann. Dies können Kostenträger,
Unternehmen aus der Finanzbranche oder auch Industrieunternehmen
selbst sein, die sich Kompetenz in Finanzierungsdingen erarbeitet
hat.
o Wenn es seitens
der Industrie keine Kompetenz gibt, sind strategische
Partnerschaften mit anderen Unternehmen essentiell.
Kosten und Leistungstransparenz
im Krankenhaus nehmen zu. Qualitätssicherung spielt eine
entscheidende Rolle. Risikomanagement und Sicherheitsstrategien
sind wesentliche Komponenten davon.
Die Qualität der Behandlung ist neben innovativer Finanzierung
wesentlicher Bestandteil des Erfolges eines Krankenhauses, da
sich der Wettbewerb nicht allein auf dem Feld der Kosten abspielt.
Der Zusammenhang zu Qualitätssicherungsmaßnahmen und
Risikomanagement liegt auf der Hand. Hierzu gehören neben
einer guten Qualitätsüberwachung aber auch neue Konzepte
für Behandlungspfade, die durch gesicherte Abläufe
mit Fehlerrückmeldung die Qualität steigern und halten.
o Ist die Industrie
mit ihren Produkten und Dienstleistungen integraler
Bestandteil von sektorübergreifenden Behandlungspfaden und
Therapiekonzepten?
VWD-Reduzierung ist einer
der Erfolgsfaktoren für die Krankenhäuser.
Die Verweildauerverkürzung geht im Rahmen der DRGs und des
Wettbewerbs der Kliniken untereinander unaufhaltsam weiter. Innovative
Produkte und Dienstleistungen, die die Behandlungsdauer verkürzen,
sind notwendig, wenn die Industrie weiterhin erfolgreich sein
will.
o Welche Beiträge
leistet die Industrie dazu ?
Einweisermanagement ist wichtig,
Patientenströme werden dadurch positiv gelenkt. Auch Krankenkassen
wollen durch selektives kontrahieren Patientenströme selbst
leiten.
Das WSG eröffnet den Kostenträgern neue Möglichkeiten,
sich kreativ an den Versorgungskonzepten zu beteiligen. Neben
der integrierten Versorgung spielen auch das Marketing der Kassen
und die Zusammenarbeit mit den Einweisern eine entscheidende
Rolle für den Erfolg. Auch neue Vertragsmöglichkeiten
zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern, sowohl im
ambulanten Markt als auch mit den Kliniken, verändern den
Markt massiv. Die Industrie muss auch hier Ideen einbringen und
in neuen Strukturen arbeiten, wenn sie sich den veränderten
Patientenströmen nicht passiv hingeben will.
o Welche Rolle
kann die Industrie in diesem Prozess spielen?
Outsourcing-Projekte können
veraltete Ablaufprozesse verändern.
Zukünftig muss in den Krankenhäusern nicht mehr jeder
alles können; dies gilt nicht nur für die medizinischen
Abteilungen sondern auch für Facility Management, Logistik
und andere, medizinferne Bereiche. Zukünftig wird es notwendig
sein, die Industrie frühzeitig in Umstrukturierungsmaßnahmen
einzubinden, um die Prozesse entsprechend schlank zu gestalten,
die richtigen Bereiche auszugliedern und als Partner zusammenzuarbeiten.
o Hat die Medizintechnik
heute schon die Kompetenz, in diese Konzepte
frühzeitig integriert zu werden?
Erfolg aller Marktteilnehmer
wird durch regionale und sektorale Vernetzung gesteigert.
Auch im Kleinen macht sich die Globalisierung der Märkte
bemerkbar - wir müssen zukünftig häufiger über
den Tellerrand blicken und neue Strukturen auch über bisher
unüberwindbare Grenzen realisieren. Dies gilt für alle
Marktteilnehmer und sowohl für regionale und überregionale
Strukturen als auch für Sektorengrenzen, die unzeitgemäß
sind und kostentreibend wirken.
o Ist die Industrie
regional in ihren Vertriebsstrukturen stark genug organisiert,
um diese Entwicklung zu begleiten?
Fazit: mit Phantasie und Mut müssen gemeinsam alte Strukturen aufgebrochen und neue geschaffen werden - nur so kann das Krankenhaussystem revolutioniert werden.
Norderstedt, im Februar 2007